Didaktik der Geschichte
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Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold

"Für die Republik im Gleichschritt – marsch!"

reichsbannerDas "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold – Bund republikanischer Kriegsteilnehmer", gegründet 1924 in Magdeburg, war eine überparteiliche Organisation, die sich den aktiven Schutz der jungen Weimarer Republik und ihrer Verfassung zur Aufgabe machte. Getragen wurde die Sammlungsbewegung vor allem von Sozialdemokraten, daneben aber auch von Anhängern des katholischen Zentrums und der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Die Organisation umfasste nach eigenen Angaben rund drei Millionen Mitglieder. und engagierte sich mit Demonstrationen, Aufmärschen, Gedenkfeiern und regelmäßiger Bildungsarbeit in seinen Ortsgruppen für die Weimarer Demokratie und deren Errungenschaften.
Den Ausschlag für die Gründung der Organisation gab das "Krisenjahr" 1923, an dem die junge Republik mehrmals am Rande des Abgrunds gestanden hatte. Dem Reichsbanner gehörten zahlreiche prominente Politiker der pro-republikanischen Parteien an, unter anderem Reichskanzler Hermann Müller, Philipp Scheidemann, Kurt Schumacher und Otto Wels (SPD), die Reichskanzler Constantin Fehrenbach, Wilhelm Marx und Joseph Wirth (Zentrum) sowie Theodor Heuss und Hugo Preuß (DDP). Historisch sah sich das Reichsbanner in der Tradition der 1848er-Bewegung, an die es bei vielen Gelegenheiten erinnerte. In den zahlreichen gewalttätigen Wahlkämpfen der Weimarer Republik unterstützte das Bündnis seine drei Trägerparteien durch das Bereitstellen von Saalschutz und eigener Propaganda. Als paramilitärischer Veteranenverband der demokratisch gesinnten Kriegsteilnehmer bildete das Reichsbanner (das übrigens ausschließlich männlichen Mitgliedern vorbehalten war) außerdem ein Gegengewicht zum deutschnational eingestellten "Stahlhelm" und dem kommunistischen "Roten Frontkämpferbund".
Mit dem rasanten Aufstieg der NSDAP seit 1929/30 militarisierte sich das Reichsbanner zusehends. Uniformierte Einheiten ("Schutzformationen") sollten für den Fall eines gewaltsamen Umsturzes bereitstehen, um die Republik notfalls zu verteidigen. Ende 1931 bildete sich als Reaktion auf die ultrarechte "Harzburger Front" die "Eiserne Front" – ein Abwehrbündnis aus SPD, freien Gewerkschaften und Reichsbanner. Unter dem Symbol der "Drei Pfeile" versuchte die Eiserne Front 1932 vergeblich, den Vormarsch der NSDAP zu stoppen. Kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde das Bündnis 1933 verboten, das nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend in Vergessenheit geriet. Immerhin stellte das Reichsbanner den einzigen ernstzunehmenden Versuch dar, in der Weimarer Republik überzeugte Republikaner und Demokraten aus unterschiedlichen politischen Lagern zu vereinen. Damit widerlegt das Reichsbanner mit seiner riesigen Anhängerschaft eindrucksvoll das vereinfachende Schlagwort der "Republik ohne Republikaner".

Literatur:
Böhles, Marcel: "Im Gleichschritt für die Republik." Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im deutschen Südwesten (1924-1933). Essen 2016.
Elsbach, Sebastian: "Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold". Republikschutz und politische Gewalt in der Weimarer Republik, erscheint voraussichtlich 2019.
Ziemann, Benjamin: "Die Zukunft der Republik?". Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold 1924-1933. Bonn 2011.

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