Didaktik der Geschichte
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Exkursion mit Studierenden nach Straßburg und ins Elsass

Studierende des Seminars "Projekt Europa" besuchten zahlreiche außerschulische Lernorte in Straßburg und im Elsass

01.07.2022

Studierende des Seminars "Projekt Europa", das in Zusammenarbeit mit dem Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft durchgeführt wird, besuchten zahlreiche außerschulische Lernorte in Straßburg und im Elsass.

Vom 20. bis 24. Juni 2022 besuchten Lehramtsstudierende der Lehreinheiten Politische Bildung und Geschichtsdidaktik an der LMU München sowie Studierende der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt außerschulische Lernorte in Straßburg und im Elsass. Die Exkursion wurde dankenswerterweise durch eine Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus ermöglicht. Die Unterstützung erfolgte auf der Grundlage des Memorandums of Understanding (Absichtserklärung) zwischen dem Freistaat Bayern sowie dem Europäischen Parlament und dem Département Unterelsass, das der ehemalige Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle mit zwei Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, nämlich Rainer Wieland und Ramón Luis Valcárcel Siso, sowie dem Präsidenten des Départements Unterelsass, Frédéric Bierry, in Straßburg im Jahr 2017 unterzeichnete.

Straßburg und seine Umgebung sind sowohl aus politischer als auch aus historischer Perspektive wichtige Orte des europäischen Integrationsprozesses. Ein Besuch des Elsass bietet die Möglichkeit zahlreiche interdisziplinäre außerschulische Lernorte aufzusuchen, die sich sowohl für eine Studienreise als auch eine Klassenfahrt mit Schüler:innen der Sekundarstufen I und II eignen. Ziel der Exkursion ist es, mit Lehramtsstudierenden eine Auswahl dieser außerschulischen Lernorte zu besuchen und diese kritisch im Hinblick auf ihre Eignung, für Schülerinnen und Schüler zu reflektieren. Dabei erleben die Studierenden sich zunächst selbst in der Rolle der Teilnehmenden und reflektieren anschließend gemeinsam die besuchten Orte hinsichtlich ihres didaktischen Mehrwertes für Schüler:innen.

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Nach Ankunft in Straßburg gab es ein gemeinsames landestypisches Abendessen in einem alten elsässischen Fachwerkhaus im historischen Kern der Stadt. Straßburg selbst wurde am folgenden Vormittag von den Studierenden erkundet.


Das erste Ziel der fünftägigen Reise war der Besuch der Maginot-Linie in Schöneburg mit einer mehrstündigen Führung durch die Bunkeranlage. In dieser wurden einerseits die historischen Gegebenheiten und Gründe für den Bau der Maginot-Linie, sowie der technische Fortschritt der damaligen Zeit, der anhand der Konzeption der Bunkeranlage deutlich wird, aufgezeigt.

Der Besuch des Europäischen Parlamentes war für den Nachmittag vorgesehen. Hier erhielten die Seminarteilnehmer eine Führung durch das Parlamentsgebäude und Informationen zur Arbeitsweise des Europäischen Parlaments. Um die konkrete Arbeit erfahrbar zu machen, nahmen die Teilnehmenden anschließend am Rollenspiel des EU-Parlaments teil und erhielten Einblick in die Arbeiten der Abgeordneten sowie in die Abläufe des Zusammenwirkens europäischer Institutionen. Dafür wurden die Teilnehmenden zufällig in vier Fraktionen eingeteilt und zwei fiktive Gesetzesentwürfe präsentiert, mit denen sich die Teilnehmenden im weiteren Verlauf auseinandersetzten. Dies geschah in mehrteiligen Informations- und Diskussionsphasen, die jeweils in Abstimmungen zu den Gesetzesentwürfen mündeten. Konnte kein Ergebnis erzielt werden, wurden weitere Informations- und Aus-handlungsrunden geführt, sodass auch eine zweite und ggf. dritte Abstimmung erfolgte. Insgesamt dauerte das Rollenspiel ca. 3 Stunden und wurde durch eine belebte Diskussions- und Reflexionsrunde abgeschlossen, in der über die Konzeption, die Umsetzung, die eigenen Erfahrungen und die Eignung des Rollenspiels für Schüler:innen kontrovers diskutiert wurde.

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Abends war es den Teilnehmenden der Exkursion möglich, das ‚Fête de la mu-sique‘ in Straßburg zu besuchen, ein wichtiges Kulturfest Frankreichs, bei dem verschiedene Künstler:innen auf einer Vielzahl von Bühnen in der ganzen Stadt auftraten.

Am Mittwoch wurde der Hartmannswillerkopf, eine Bergkuppe in den Südvogesen, inklusive der dazugehörigen Gedenkstätte ‚Vieil Armand‘ und des deutsch-französischen Historials besucht. Das Historial ist auch ein Symbol für die Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland und wurde 2017 von den Präsidenten beider Länder, Emmanuel Macron und Frank-Walter Steinmeier, eröffnet. Es bot zahlreiche Informationen, Relikte und Filmmaterial zum ersten Weltkrieg im Elsass sowie zur umkämpften Geschichte des Hartmannswillerkopf. Anschließend wurde die Gedenkstätte ‚Vieil Armand‘ besucht und eine geführte Tour durch die Schützengräben auf dem Gelände des Hartmannswillerkopfs unternommen. Im Anschluss wurde sowohl aus geschichtsdidaktischer als auch politikdidaktischer Sicht der Mehrwert des außerschulischen Lernorts erörtert.
Am Donnerstag wurde die KZ-Gedenkstätte Natzweiler-Struthoff, sowie das dazugehörige Museum, welches anschauliche Informationen über den Holocaust und die Situation im zweiten Weltkrieg bot, besichtigt. Anschließend folgte der Besuch des Memorial Elsass-Mosel, das auf dem gegenüberliegenden Berg der KZ-Gedenkstätte erbaut wurde und welches mit verschiedenen Medien versucht, die wechselhafte Geschichte des Elsass von Beginn des ersten Weltkrieges bis zu einer modernen Utopie der Europäischen Union nachempfindbar zu machen. Nach einer freien Erkundung dieser Lernorte fand auch hier eine belebte Diskussionsrunde um die Konzeption, Aufbereitung und pädagogisch-didaktische Eignung dieser Orte als außerschulische Lernorte für Schüler:innen statt. Insbesondere die Frage nach dem Ziel und Sinn des Besuches außerschulischer Lernorte dieser Art und der sensible Umgang mit Themen wie Flucht, Krieg und Verfolgung wurden intensiv und kontrovers diskutiert.

Am letzten Tag ging es zu Fuß über die Brücke Point L’Europe, die Straßburg in Frankreich und Kehl in Deutschland miteinander verbindet. Die Brücke wird von zahlreichen Plakaten deutscher sowie französischer Bürgerinnen und Bürger gesäumt, die jeweils erläutern, was die EU und die deutsch-französische Nachbarschaft für sie persönlich bedeutet. Damit fand die Exkursion einen gelungenen Abschluss und es ging zurück nach München.

Die Erfahrungen der Exkursion fließen in die Leistungsnachweise der Studierenden im gemeinsamen Seminar der Lehreinheit Politische Bildung und Didaktik der Sozialkunde am Geschwister-Scholl-Institut sowie des Lehrstuhls Geschichtsdidaktik und Public History am Historischen Institut unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Gloe und Dr. Moritz Pöllath ein.