Didaktik der Geschichte
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Studienexkursion nach Bosnien-Herzegowina:

Besuch des Büros des Hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina

31.05.2023

Bosnien-Herzegowina ist ein politisch komplex verwaltetes und regiertes Land. Im Büro des Hohen Repräsentanten (OHR) in Sarajevo, derzeit Bundesminister a. D. Christian Schmidt, wurde die Gruppe aus Studentinnen und Studenten der LMU unter der Leitung von Dr. Moritz Pöllath im Konferenzsaal der Botschafter für die Implementierung des Friedensabkommens von Dayton empfangen. In einem Briefing gingen die zwei Vertreter des OHR auf die Bonn Powers des Hohen Repräsentanten ein und die Herausforderungen in Bosnien, angesichts des Zusammenlebens der drei Volksgruppen. Die Aufgabe des Hohen Repräsentanten Schmidt kann als „Deblockierer“ beschrieben werden, wann immer eine der drei Gruppen eine Unterschrift für Gesetzes- oder Bauvorhaben verweigern oder politische Kompetenzen ungeklärt sind. Auf Nachfragen der angehenden Lehrkräfte ergab sich, dass selbst die scheinbar weitreichenden Machtbefugnisse von der Zustimmung der Vertreter der bosnischen, serbischen und kroatischen Volksgruppen ist: denn zu oft wird das Land in seiner Entwicklung und Modernisierung durch Partikularinteressen blockiert.
„Innenbild und Außenbild über Bosnien driften weit auseinander“, führt Sven Petke, Leiter des Auslandsbüros Bosnien-Herzegowina der Konrad-Adenauer-Stiftung, aus. „Das Land hat große Potentiale in der Energiewirtschaft und eine gut ausgebildete Bevölkerung.“ Petke nahm sich viel Zeit für die Gruppe LMU-Studenten und zeichnete ein insgesamt positives Bild über die Zukunft des Landes, auch wenn Russland derzeit versucht, ethnische und politische Trennlinien auszunutzen und zu verhärten. So pflegt Milorad Dodik, neugewählter Präsident der Republika Srpska, eine der zwei Entitäten des Landes, ein nach außen hin freundschaftlich dargestelltes Verhältnis zu Putin. Jedoch hat sich ein Jahr nach Beginn des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine, abgesehen von gestiegenen Preisen, am Alltagsleben der Menschen wenig verändert. Dabei ist auf politischer Ebene einiges passiert: Am 2. Oktober 2022 fanden Wahlen zur Regierungsbildung auf gesamtstaatlicher Ebene, in beiden Entitäten, Föderation von Bosnien und Herzegowina (FBiH) und Republika Srpska, den Kantonen und in Brčko statt. Außerdem wurde BiH am 15. Dezember 2022 durch den Europäischen Rat zum Beitrittskandidaten der Europäischen Union (EU) erklärt. Im Land trifft dies auf eine mehrheitlich positive Resonanz.
In der Diskussion wurde auch die engen Verflechtungen zwischen Deutschland und Bosnien durch die Diaspora angesprochen, weshalb es in Bosnien völlig normal ist deutsche Kennzeichen auf den Straßen zu sehen; bis zu 75% der Menschen hier sprechen oder verstehen Deutsch. Aber auch die Wunden des letzten Krieges sind noch an den Häusern zu sehen. Die Menschen tragen diese Verletzungen in sich, versuchen jedoch mit Blick in die Zukunft ein stabiles Nebeneinander zu schaffen.

Den vollen Länderbericht von Sven Petke finden Sie hier: https://www.kas.de/de/laenderberichte/detail/-/content/bosnien-und-herzegowina-politische-und-gesellschaftliche-auswirkungen-ein-jahr-nach-beginn-des-russi

 

sarajewo.ohr

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Dr. Moritz Pöllath und die Studiengruppe der LMU danken der Hanns-Seidl-Stiftung sowie der Konrad-Adenauer-Stiftung für die Verwirklichung der Termine und der Unterstützung der Studienreise.